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Schinkel’s inheritance Part 1: sagt Georg Schelbert

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Two years or so ago, when I started thinking about my digital edition, I came across Vincent van Gogh-The Letters. It has since then been a major source of inspiration. When I first learned about the Schinkel online catalogue last week, I thought that this portal probably compares for art historians to what the Van Gogh Letters are for philologists working on handwritten letters.

In order to figure out what the actually competent people think, I sent three of them a series of questions about the Schinkel portal. I thought the three series of answers would feed one single blog post. But the first one to answer did it at such length and so interestingly that it is obviously worth a post in itself. Let me thank here Georg Schelbert for taking the time to answer my questions so thoroughly!

This is all in German. I won’t translate it from beginning to end, but will post a synthesis in English next week.

1) Wie seht Ihr das Dilemma Übersichtlichkeit vs. Wissenschaftlichkeit gelöst? (Was ist in dieser Hinsicht besonders gelungen?)

G.S.: Die Wissenschaftlichkeit überwiegt hier vielleicht in manchen Punkten die Übersichtlichkeit, aber das ist lediglich als vordergründiger bzw. temporärer Mangel zu bewerten. Übersichtlichkeit oder allgemein ‚usability‘ kann auf der Basis von Wissenschaftlichkeit erzeugt oder verbessert werden, umgekehrt geht das nicht. Die Wissenschaftlichkeit im Sinne differenzierter Datenstruktur und ausreichendem Umfang und Qualität der Daten, die hier gegeben ist, macht den Wert eines Katalogs aus. Sicherlich ist die vorhandene Suchfunktion mit der freien und beliebig ergänzbaren Wahl von Filterkriterien reichlich abstrakt für Benutzer, die wenig Vorinformationen besitzen. Eine Auto complete-Funktion bietet jedoch schon im Vorhinein eine gewisse Orientierung über die vorhandenen Datenbestände. In den Suchergebnissen können dann eigene Portfolios gebildet und – nach Einrichtung eines Kontos – personalisiert gespeichert werden.

Für ein breiteres Publikum oder besondere Zielgruppen müssten sicherlich komplexitätsreduzierte oder thematisch fokussierten Zusatzangebote eingerichtet werden. Wünschenswert für die Suche wären neben den Filterfunktionen auch visuelle Zugangsmöglichkeiten, z.B. über Karten zur Suche nach Objekten mit Ortsbezug. Denkbar und den digitale Möglichkeiten entsprechend wären auch Rekonstruktionen von Skizzenbüchern und Mappen, die ein virtuelles Blättern im (ursprünglichen) Zusammenhang erlauben. Es wären auch Quervernetzungen und Gruppierungen des Materials nach weiteren Gesichtspunkten denkbar.

2) In welcher Weise kann das Projekt wegweisend sein/Beispielcharakter haben?

G.S.: Das Projekt ist vielleicht weniger per se als Online-Bestandskatalog beispielhaft, auch wenn es noch keineswegs selbstverständlich ist, dass eine große und bedeutende Institution wie das Berliner Kupferstichkabinett einen kompletten Teilbestand digital erschließt und zugänglich macht. Diesbezüglich hat bislang zweifellos das British Museum vor ca. zwei Jahren die Maßstäbe gesetzt. Nachahmer findet hoffentlich auch der Umstand, dass die Materialien unter eine Creative Commons-Lizenz gestellt wurden und dass die Bilder in sehr hoher Auflösung zu betrachten sind (downloadbar allerdings nur bis zu einer Breite von 800px; das British Museum gestattet den nichtkommerziellen Gebrauch ebenfalls und stellt hierfür Bilder von 2500px zur Verfügung). Jedoch können auch keine Ausschnitte in höherer Auflösung heruntergeladen oder zur Kommunikation referenziert werden, wie das z.B. beim Graphikserver Digilib, etwa im Rahmen des italienischen Architekturzeichnungen gewidmeten Projekts Lineamenta, der Fall ist.

Schinkel online erschließt nicht nur etwa 6000 Objekte aus dem Oeuvre des Künstlers, sondern diese sind zugleich Bestandteil der sämtliche Berliner Museen umfassenden Onlinedatenbank (SMB digital). Diese übergreifende Erfassung verschiedener Sammlungen ist ebenfalls wegweisend, wenn auch nicht singulär: Projekte wie Virtuelles Kupferstichkabinett und Portraitindex vereinen darüberhinaus auch verschiedene Institutionen. Im Hinblick auf Werke Schinkels, die sich außerhalb der Berliner Mussen befinden, wäre zu fragen, wie ein sich auch solche Bestände einbinden ließen.

Wegweisend ist nicht zuletzt der Umstand, dass diesem Katalog ein Forschungsprojekt am Museum zugrundelag. Dem verdankt sich unter anderem die genaue Erfassung der Materialien und Techniken. An anderer Stelle sind der Datenbestand und die Datenstruktur, soweit anhand der online-Oberfläche nachvollziehbar, jedoch ausbaufähig. Bedauerlich ist vor allem, dass offenbar keine Beschriftungen transkribiert wurden. Das schränkt die Benutzbarkeit stark ein. Die Erfassung der Beschriftungen bietet – vielleicht sogar noch mehr als die vorgenommene aufwändige und interpretationsabhängige Auszeichnung mit einer Klassifikationen wie Iconclass – einen eigenen direkten Zugang zum Primärmaterial. Außerdem verbinden sich an dieser Stelle die Herangehensweisen eines Objektkatalogs mit dem einer Texteditionen, die immer mehr vereint werden sollten (was wäre etwa ein illustriertes Reisetagebuch ohne Texterfassung?). Viele Sammlungen beschleunigen die Erschließung dadurch, dass sie das Material nicht bis ins Letzte aufarbeiten, sondern den Benutzern die Möglichkeiten geben, selbst dazu beizutragen. Unter dem Namen crowd sourcing klingt das stets ein wenig nach Kommentaren, wie man sie von Artikeln zur online-Presse kennt. Durch eine entsprechende Struktur gesteuert, kann das aber ein specialists sourcing sein. Davon haben beide Seiten etwas, weil die wissenschaftliche Community Primärmaterial mit Basisangaben zur Verfügung hat und das Museum von Spezialwissen, das teilweise aus der Forschung stammt, profitieren kann.

Kurz gesagt: Auf jeden Fall beispielhaft ist die qualitativ hochwertige und eindeutig referenzierbare Bereitstellung von Primärmaterial durch die aufbewahrende Institution. Nicht nur für Disziplinen wie die Kunstgeschichte, sondern auch für verwandte Fächer sind Kunstwerke Primärquellen, mit denen in Form von digitaler Repräsentation im Bild und verbundenen mit relevanten Sekundärdaten direkt gearbeitet werden kann. Von allen weiteren Bemerkungen abgesehen ist dieser Katalog eine großartige Bereicherung für die Architektur- und Kunstgeschichtsforschung und deren Vermittlung!

3) Welche Verbindungsmöglichkeiten seht Ihr mit anderen Projekten (sowohl von der Architektur des Projekts her als auch inhaltlich/thematisch)?

G.S.: Auch wenn keine direkten Angebote gemacht werden, sind die Verbindungsmöglichkeiten grundsätzlich gut, zumindesst in dem Sinn, dass auf die Datensätze von außen referenziert werden kann. Essentiell ist die direkte Zugänglichkeit des Materials und das Vorhandensein von PURLs – eine Online-Datenbank, die sich hinter Session-IDs und logins versteckt, wäre hingegen für die Einbindung in heutige wissenschaftliche Arbeitspraxis weitgehend unbrauchbar. Gesteigert werden könnte die Anschlussfähigkeit durch Datenausgabe im RDF-Format oder durch API-Schnittstellen, die direkte Einbindung der zugehörigen Daten in andere Zusammenhänge ermöglicht. Aber dies sind – ebenso wie alternative Benutzeroberflächen – sekundär erstellbare Optionen, für die auch eine konkrete Nachfrage vorhanden sein muss.

Hierfür fehlt meiner es Überzeugung nach generell – und das geht über den Schinkel-Katalog hinaus –an Infrastrukturen, die semantische Verbindungen zwischen derartigen Einzelrepositorien unter Verwendung des Internets ermöglichen, zugleich aber ‚wissenschaftlich‘, d.h. mit persistenten und nachvollziehbaren Angaben zu Autoren und und Belegmaterial, betrieben werden. Das wäre mehr als die derzeitigen open linked data Konzepte. Eine solche, sicherlich verteilt einzurichtende, aber zugleich in der Art der großen Social Media-Netze überall verfügbare Struktur könnte durch die Verknüpfung von Material aus verschiedenen Onlinekatalogen (Schinkels Bauplan hier, das Aktenstück zur Baugenehmigung dort) die Arbeit mit Materialbeständen erleichtern oder sogar schon durch die Verbindungen zusätzlichen Erkenntnisgewinn erzeugen. Kollaboratives Arbeiten in der Forschung, institutionengebundene Erschließung von Primärmaterial und wissenschaftliches Publikationswesen würden auf diese Weise in neuen Dimensionen zusammenfließen.

4) Kann man Eurer Meinung nach das Ziel haben/die Hoffnung hegen, mit einem solchen Format auch ein anderes Publikum zu erreichen als durch sonstige Medien? (wer? wozu?) Oder geht es weniger darum, das Publikum zu erweitern als dem existierenden Publikum mehr Informationen zur Verfügung zu stellen?

G.S.: Es ist sicherlich die Aufgabe der Museen, ein breiteres Publikum zu erreichen, aber ebenso ist es ihre Aufgabe, die eigenen Sammlungen wissenschaftlich zu dokumentieren und die weitere wissenschaftliche Bearbeitung zu fördern. Wie in der Antwort zur ersten Frage schon anklang, würde ich die Aufgabe der Breitenvermittlung einem zweiten Schritt zuordnen, den man eher als Desiderat denn als Mangel formulieren sollte. Digital erschlossenes Material, insbesondere wenn es ausreichend komplex erschlossen ist, bietet alle Voraussetzungen für einen weiteren Einsatz. Die Frage, ob es eher darum gehe, ein existierendes Publikum zu bedienen oder neues Publikum zu erschließen, würde ich nicht als entweder-oder sehen. Das eine ist eine Aufgabe der Forschungsabteilung des Museums, das andere eine Aufgabe der Didaktikabteilung, wobei beide vom gleichen Material ausgehen können.

Die als statische Seiten angelegten Einführungen des Portals (‚Schinkels Orte‘, ‚Das Material‘, ‚Das Erbe‘) haben nur hinweisenden Charakter. Didaktische Angebote, die sich an ein breiteres Publikum richten, sollten sicherlich nicht bei solchen Formaten stehen bleiben. Interessanter wäre es dynamische Umgebungen zu entwickeln, die auch Material aus der Datenbank verwenden. Dabei könnten spielerische Elemente hinzukommen oder audiovisuelle Formate, die die Benutzer stärker führen.

5) Welches Verständnis von Zusammenarbeit liegt dem Projekt zugrunde bzw. wird von der online-Präsentation vermittelt?

G.S.: Über das Verständnis innerhalb des Projekts kann von außen kaum geurteilt werden. Die erwähnten einleitenden Texte, die nicht direkt mit der Datenbank verbunden sind, sind so allgemein auf das Projekt bezogen, dass sie, wenn überhaupt, wohl nur mit dem Namen der Projektleiter gekennzeichnet werden könnten. Die Inhalte der Datenbank selbst konzentrieren sich weitgehend auf „Fakten“ (Titel, Objektgattung, Datierung, Material, Maße, Literatur etc.), die evident sind oder aus der Literatur entnommen wurden. Dennoch sollten auch solche Zusammenstellungen mit Namen des/der Bearbeiter/in gekennzeichnet werden.

Es wäre vor allem zu wünschen, dass ein derartiges Datengerüst mit zusätzlichen Forschungsdaten angereichert wird, die entweder aus der Institution selbst oder von außen kommen – also etwa Präszisierungen und Ergänzungen zu Zuschreibungen, Datierungen, dargestellten Gegenständen oder sonstigen historischen Umständen und Funktionszusammenhängen. Derartiges – ob man es nun crowd sourcing oder anders nennt –  kann auf einfachste Weise über Kommentare und Textfelder erfolgen oder durch die Erweiterung des eigentlichen Datenbestandes, der dann aber in einer ausreichend differenzierten Struktur verwaltet werdern muss, um die jeweiligen Sachverhalte, die Urheber der Beiträge und ihre Quellen jeweils genau zuzuordnen.

 


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